Online-Coaching oder Präsenz-Coaching – was passt besser zu dir?

Fragst du dich auch manchmal, ob ein Coaching per Videocall wirklich das Wahre ist oder ob ein persönliches Treffen nicht doch mehr bringt? Diese Frage gehört zu meinem Alltag als Coach dazu. Gerade nach den letzten Jahren, in denen Online-Formate zeitweise zum Standard wurden, ist das Thema aktueller denn je.

Inzwischen hat sich beides fest etabliert. Viele Coaches, mich eingeschlossen, bieten ganz selbstverständlich beides an. Nach dem anfänglichen Boom der virtuellen Sitzungen schätzen wir zwar alle wieder die persönlichen Treffen, aber das Online-Coaching ist als fester und anerkannter Bestandteil in unserem Werkzeugkasten geblieben. Das Wichtigste vorweg: Meine Erfahrung und die vieler Kollegen zeigt, dass die Qualität darunter nicht leidet. Es gibt kein klares „Besser“ oder „Schlechter“. Stattdessen kommt es ganz darauf an, was du gerade brauchst und was zu deiner Situation passt.

Schauen wir uns also mal an, wo die wirklichen Unterschiede liegen und welche Vor- und Nachteile Online- und Präsenz-Coaching für dich mitbringen.

Die Vorteile von Online-Coaching

  • Maximale Flexibilität und enorme Zeitersparnis
    Online-Coaching lässt sich oft nahtlos in einen vollen Terminkalender integrieren. Du kannst praktisch von überall teilnehmen – ob morgens aus dem Homeoffice, zwischen zwei Meetings im Büro oder sogar auf Geschäftsreise. Anfahrtszeiten und Reisekosten fallen komplett weg. Für vielbeschäftigte Unternehmer und Führungskräfte ist das Gold wert. Meine Beobachtung ist, dass die Leistungsfähigkeit sogar steigen kann, weil der Arbeitsalltag kaum gestört wird. Kurz gesagt: Das Coaching passt sich deinem Leben an – nicht umgekehrt.
  • Ortsunabhängiger Zugang zu Experten
    Da die räumliche Nähe keine Rolle spielt, kannst du dir den Coach aussuchen, der fachlich und menschlich wirklich am besten zu dir und deinem Anliegen passt – selbst wenn er hunderte Kilometer entfernt sitzt. Gerade bei sehr speziellen Themen ist das ein unschätzbarer Vorteil, denn du bist nicht mehr auf die lokale Auswahl beschränkt. Für meine Kunden aus dem Mittelstand ist das oft ein entscheidender Pluspunkt: Man findet genau den Spezialisten, den man braucht, ohne jemanden einfliegen lassen zu müssen.
  • Komfort und überraschende Offenheit
    Es klingt paradox, aber ein bisschen Distanz durch den Bildschirm schafft manchmal erst recht Nähe. Viele meiner Coachees sind in ihrer vertrauten Umgebung – zu Hause oder im eigenen Büro – deutlich entspannter und offener. Ich erlebe es immer wieder, dass Menschen vor der Webcam leichter über heikle Themen sprechen, als sie es von Angesicht zu Angesicht tun würden. Der geschützte Rahmen und die gefühlte Anonymität des Bildschirms können Hemmungen senken. Zudem bist du in deiner gewohnten Umgebung oft fokussierter und kannst das Gelernte direkt in deinem Alltag verankern. Diese Offenheit kann dazu führen, dass wir oft überraschend schnell zum Kern der Sache vordringen.
  • Technische Unterstützung und neue Möglichkeiten
    Moderne Tools können eine echte Bereicherung sein. Ob digitale Whiteboards, auf denen wir gemeinsam Ideen entwickeln, oder geteilte Dokumente, an denen wir feilen – die Technik eröffnet kreative Methoden, die offline so nicht möglich sind. Außerdem lassen sich kurze Impuls-Coachings oder Check-ins per Video viel leichter mal zwischendurch einschieben. Die Hürde ist denkbar niedrig: Oft können wir nach dem ersten Kontakt innerhalb weniger Stunden loslegen, ohne erst einen Raum suchen oder eine lange Anreise planen zu müssen.

Die Nachteile von Online-Coaching

  • Fehlende physische Präsenz und nonverbale Signale
    So praktisch Videochats auch sind – ein Bildschirm kann nicht alles übertragen. Die feinen Nuancen der Körpersprache, eine kleine Geste, ein kaum merkliches Zögern – online geht davon ein Teil verloren. Signale, die im direkten Gespräch sofort auffallen würden, kann man virtuell leichter übersehen. Das klassische Bauchgefühl stellt sich online manchmal etwas langsamer ein. Auch Missverständnisse können leichter auftreten, weil ein Tonfall oder eine Mimik nicht immer eindeutig rüberkommt. Manchmal fehlt einfach das gewisse Etwas, das ein direktes Gegenüber ausmacht.
  • Die Technik als Stolperfalle
    „Hallo? Kannst du mich hören? Du bist stumm geschaltet …“ – diese Sätze kennen wir alle. Technische Probleme können im Online-Coaching nicht nur nerven, sondern den gesamten Gesprächsfluss empfindlich stören. Eine stabile Internetverbindung und ein sicherer Umgang mit der Technik sind die Grundvoraussetzung. Gerade wenn es emotional wird oder wir komplexe Themen besprechen, will niemand wegen eines Verbindungsabbruchs aus der Konzentration gerissen werden. Für manche ist die Technik auch eine Hürde, die Unsicherheit erzeugt – und das ist im Coaching natürlich kontraproduktiv.
  • Das Gefühl der Distanz
    Trotz aller Tools empfinden manche Klienten eine virtuelle Sitzung als unpersönlich. Nicht jeder fasst sofort Vertrauen in eine Person auf dem Bildschirm. Es ist online eben schwieriger, mal schnell gemeinsam etwas auf ein Blatt Papier zu kritzeln oder die Energie im Raum zu spüren. Dieses diffuse Gefühl von „Wir sitzen wirklich im selben Boot“ stellt sich für manche online einfach nicht so leicht ein. Hier braucht es seitens des Coaches mehr Bewusstsein und aktive Gestaltungsarbeit, um eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen – die gute Nachricht ist: Es ist machbar, aber am Anfang eine potenzielle Herausforderung.

Die Vorteile von Präsenz-Coaching

  • Intensive persönliche Interaktion und tiefere Verbindung
    Nichts geht über ein echtes Gegenüber. Im Präsenz-Coaching nehmen wir uns mit allen Sinnen wahr. Jede nonverbale Regung – die Körperhaltung, kleine Mimikveränderungen – kann ich sehen und direkt darauf eingehen. Ich erkenne sofort, wenn eine Aussage bei dir „einsinkt“, du nachdenklich wirst oder Unbehagen zeigst. Dieses direkte Feedback schafft eine dichte und vertrauensvolle Atmosphäre, in der man sich voll auf den Prozess einlassen kann. Ich sehe immer wieder, wie gerade diese intensive Auseinandersetzung wichtige Führungskompetenzen wie Resilienz und Selbstwirksamkeit stärkt.
  • Neutraler Raum für vollen Fokus
    Ein Coaching vor Ort findet meist an einem neutralen Ort statt, zum Beispiel in meinen Räumlichkeiten. Diese Umgebung ist bewusst von deinem Alltag getrennt. Allein dieser Schritt – raus aus dem Büro, rein in einen neuen Kontext – hilft schon, den Kopf freizubekommen. Hier gibt es keine Ablenkungen, keine E-Mails im Augenwinkel. Der Raum signalisiert: „Hier geht es nur um dich.“ Außerdem stehen uns Hilfsmittel wie Flipcharts, Moderationskarten oder andere greifbare Objekte zur Verfügung, mit denen wir spontan arbeiten können, um Dinge zu visualisieren oder neue Perspektiven zu gewinnen.
  • Intuitiver Vertrauensaufbau
    Von Angesicht zu Angesicht entsteht oft schneller eine persönliche Bindung. Man sieht den ganzen Menschen, schüttelt sich zur Begrüßung die Hand – das schafft eine andere Form von Verbindlichkeit. Gerade meine Klienten aus Familienunternehmen schätzen diese greifbare Komponente sehr. Ein Treffen „in echt“ fühlt sich für sie oft wertiger und vertrauensvoller an als ein Termin, der jederzeit per Mausklick beendet werden könnte. Man könnte sagen: Der Funke springt im selben Raum manchmal einfach leichter über.

Die Nachteile von Präsenz-Coaching

  • Organisatorischer Aufwand und Zeitfresser
    Jeder Termin vor Ort bedeutet Planung. Du musst hinfahren, einen halben Tag im Kalender blocken und eventuell Staus oder Zugverspätungen einplanen. Das ist Zeit, die dir verloren geht – Zeit, die du im Auto oder in der Bahn verbringst, statt im Coaching. Für stark eingespannte Führungskräfte ist das oft ein K.o.-Kriterium. Mal eben spontan einen Termin einschieben, ist bei Präsenz-Coachings kaum möglich. Dieser „Logistik-Stress“ entfällt online komplett.
  • Eingeschränkte Auswahl und potenziell höhere Kosten
    Wer sich persönlich coachen lassen will, braucht einen Coach in erreichbarer Nähe. Damit ist die Auswahl geografisch begrenzt – es sei denn, du willst quer durchs Land reisen. Das kann zum Problem werden, wenn der ideale Spezialist für dein Thema eben nicht um die Ecke sitzt. Zudem ist Präsenz-Coaching oft mit höheren Kosten verbunden. Räume müssen unterhalten werden, die Reisezeit kostet Geld, und manchmal kommen sogar Übernachtungskosten hinzu. Die Gesamtinvestition kann hier also deutlich höher ausfallen.
  • Weniger Flexibilität im Alltag
    Präsenz-Termine sind starrer. Kommt spontan etwas Wichtiges dazwischen, lässt sich der Termin nur schwer verschieben. Außerdem können äußere Umstände ein Treffen erschweren oder unmöglich machen. Für international tätige Teams oder Familienunternehmen mit verteilten Standorten ist es ohnehin eine Herausforderung, alle an einen Tisch zu bekommen. In solchen Fällen ist das Online-Format oft die einzig pragmatische Lösung.

Fazit: Welches Format ist also das richtige für dich?

Wie du siehst, haben beide Formate ihre klaren Stärken. Online glänzt mit Flexibilität und Effizienz – ideal für einen hektischen Alltag und den Wunsch nach Unabhängigkeit. Präsenz punktet mit persönlicher Tiefe und einer intensiven, störungsfreien Atmosphäre.

Am Ende gibt es kein Richtig oder Falsch. Entscheidend ist, dass du dich wohlfühlst und das Format wählst, das dir den größten Nutzen verspricht. Viele meiner Klienten und ich schätzen hybride Ansätze: Wir starten vielleicht mit einem persönlichen Kennenlernen und wechseln dann in den Online-Modus. So kombinieren wir das Beste aus beiden Welten.

Auch andersherum ist es möglich. Vor einiger Zeit habe ich mit einer Inhaberin einer Praxis online gestartet. Nach mehreren Sessions Online treffen wir uns demnächst persönlich. Ich fahre zu ihr und wir arbeiten bei einem ausführlichen Spaziergang weiter. Das ist zwar wegen der Anfahrtskosten teurer, trifft aber genau ihren aktuellen Bedarf.

Deswegen mein Tipp: Starte mit dem Format, das dich intuitiv am meisten anspricht, aber bleib offen dafür, auch das andere mal auszuprobieren. Wichtig ist nicht der Kanal, sondern dass du überhaupt anfängst, an deinen Themen zu arbeiten. Dein persönliches Wohlbefinden und dein geschäftlicher Erfolg werden es dir danken – egal, ob bei einer Tasse Kaffee vor Ort oder mit Headset und Webcam. Mach einfach den ersten Schritt. 😉

Führung als Prozess verstehen

3 Schritte, die eine Führungskraft kennen sollte

  • Führung verstehen und bewusster gestalten
  • Die häufigste Falle umgehen, in die viele Führungskräfte tappen
  • Ein Prozess, der in jeder Führungssituation weiterhilft. Ob Selbstführung, Team- oder Unternehmensführung.

Anmelden und auf dem Laufenden bleiben.

Sei informiert und erhalte News, Angebote & regelmäßige Impulse.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner