Verantwortung, Einsamkeit und die Suche nach Klarheit
Geschäftsführer zu sein bedeutet, auf der Kommandobrücke eines Unternehmens zu stehen. Von dort aus sieht man das große Ganze, aber oft auch die Distanz zu anderen. Wer das Steuer in der Hand hält, trifft Entscheidungen, die nicht immer sofort sichtbare Konsequenzen haben. Und oft fehlt jemand, mit dem man sich wirklich offen austauschen kann. Denn wer kann einem auf Augenhöhe begegnen, wenn man an der Spitze steht?
Manchmal fragst du dich vielleicht: „Woher weiß ich, dass meine Entscheidungen die richtigen sind?“ oder „Welche Rolle spiele ich wirklich im Unternehmen – und welche will ich spielen?“. Erfolgreiche Führung bedeutet nicht nur Strategie und Kontrolle, sondern auch Selbstreflexion.
Das Spannungsfeld der eigenen Rolle
Als Geschäftsführer bist du permanent in einem Spannungsfeld:
- Zwischen Vision und Alltag, zwischen langfristigen Unternehmenszielen und dem ständigen Lösen akuter Probleme.
- Zwischen Vertrauen und Kontrolle, denn während du Verantwortung abgibst, musst du trotzdem dafür sorgen, dass das Unternehmen in die richtige Richtung steuert.
- Zwischen Nähe und Distanz, denn du willst nah genug an den Menschen im Unternehmen bleiben, um sie zu verstehen – aber auch genug Abstand haben, um unvoreingenommen entscheiden zu können.
Diese Spannungen lassen sich nicht auflösen, aber man kann lernen, bewusst mit ihnen umzugehen.
Reflexion als Führungsinstrument
Viele Unternehmer und Geschäftsführer finden kaum Zeit, bewusst über sich selbst und ihre Entscheidungen nachzudenken. Doch gerade diese Reflexion unterscheidet diejenigen, die ihre Rolle aktiv gestalten, von denen, die nur auf Ereignisse reagieren.
Ein paar Fragen zur Selbstreflexion:
- Wofür stehe ich als Führungskraft? Welche Werte sind mir wirklich wichtig – und spiegeln sich diese in meinem Handeln wider?
- Welche Rolle nehme ich im Unternehmen ein – und welche möchte ich einnehmen? Bin ich mehr der Visionär, der Stratege oder der Krisenmanager? Und was wäre eigentlich meine Wunschrolle?
- Wie ehrlich sind meine Gespräche? Bekomme ich von meinem Umfeld wirklich ehrliches Feedback, oder filtert mein Team, was ich zu hören bekomme?
- Was braucht mein Unternehmen von mir? Ist es meine Aufgabe, das operative Geschäft zu lenken? Oder sollte ich mehr Freiräume schaffen, um mich um Strategie, Kultur und Ausrichtung zu kümmern?
Der einsame Entscheider?
Viele Geschäftsführer erleben ihre Position als herausfordernd – nicht nur wegen der Verantwortung, sondern auch wegen der Distanz, die damit einhergeht. Die wenigsten können sich intern mit jemandem austauschen, der die gleiche Perspektive hat. Gleichzeitig sind klassische Beratungsgespräche oft wenig hilfreich, weil sie selten das komplexe Zusammenspiel von persönlichen, strategischen und unternehmerischen Aspekten berücksichtigen.
Doch niemand muss diese Reise allein gehen. Manchmal reicht schon ein neutraler Sparringspartner, um Gedanken zu sortieren, Ideen durchzuspielen oder blinde Flecken sichtbar zu machen. Jemand, der nicht bewertet, sondern hinterfragt.
Fazit: Weiterdenken statt nur weitermachen
Erfolgreiche Geschäftsführer sind nicht die, die immer eine Antwort haben – sondern die, die die richtigen Fragen stellen. Die bereit sind, ihre Rolle zu reflektieren und sich weiterzuentwickeln.
Falls du das Gefühl hast, dass du deine eigene Position oder bestimmte Entscheidungen einmal aus einer neuen Perspektive betrachten willst, kann es hilfreich sein, mit jemandem zu sprechen, der keine eigene Agenda verfolgt – sondern einfach den Raum für Reflexion eröffnet. Denn manchmal liegt die Lösung nicht in der nächsten Entscheidung, sondern in einem neuen Blick auf die eigene Rolle.